Sie haben eine Schriftsprache und eine gesprochene Sprache. Die eine ist zum Lesen, die andere zum Hören. Logisch. Oder etwa nicht? Anhand der folgenden Tipps können Sie eine Kopie so schreiben, als ob sie gesprochen worden wäre.
Schreiben für ein gesprochenes Medium… Sie haben die Geschichte genau im Kopf. Während der Präsentation Ihrer Idee erzählen Sie dem Kunden die Geschichte, alle sind glücklich, Zeit zum Schreiben, ins Studio zu gehen, den Sprecher loslegen zu lassen, und dann passiert es: Der Sprecher spricht und Sie denken: “Was hat er da gesagt?” Lassen Sie uns für einen Augenblick davon ausgehen, dass die Stimme mehr kann als nur zu murmeln. Was ist schiefgelaufen? Häufig hat es damit zu tun, dass sich die Schriftsprache in das Skript eingeschlichen hat.
1. Kurz. Verständlich.
Halten Sie die Sätze kurz und arbeiten Sie mit simplen Wörtern. Und mit kurz meine ich auch wirklich kurz. Sätze von 12 Wörtern gehören eigentlich schon zu den langen Sätzen. Ein Maximum von 8 Wörtern pro Satz ist besser. Auf diese Weise erhalten Sie wirklich knackige Sätze, die vom Zuhörer problemlos aufgenommen werden können. Da gibt‘s also bereits einen großen Unterschied zur Schriftsprache, bei der Sätze von 20, 30 Wörtern an der Tagesordnung sind. Aber was ist denn verkehrt mit langen Sätzen? Ganz einfach: die Chance, dass der Zuhörer nach 28 Worten nicht mehr genau weiß, was Sie am Anfang des Satzes gesagt haben, ist groß. Nehmen Sie eine Radiowerbung. Es gibt keinen Rückspulknopf für Radio, so dass der Moment, in dem der Zuhörer den Faden der Geschichte verliert, der Moment ist, in dem man ihn wirklich verliert. In der Schriftsprache verhält sich dies ganz anders. Dort lesen Sie den Satz einfach ein zweites Mal. Vergewissern Sie sich, dass die Sätze leicht verständlich sind und leicht verständliche Wörter enthalten.
Außerdem beanspruchen lange Sätze, sobald sie ausgesprochen werden oft viel mehr Zeit, als man sich im Vorfeld vorgestellt hat. Floris Briels vom Oxford House sagt dazu: “Ich denke häufig, dass dieser Satz in 4 Sekunden gelingen sollte. Oftmals stellt sich jedoch heraus, dass es 2 bis 3 Sekunden länger dauert, bis der Satz richtig gut klingt.”
2. Denken Sie an die Zeitlinie
Leider kommt man von Zeit zu Zeit nicht umhin, Sätze mit 20 oder mehr Wörtern verwenden zu müssen. Die einfachste Art, um den Zuhörer loszuwerden, ist, am Anfang des Satzes Dinge zu sagen, die erst am Ende des Satzes erklärt werden. Anders ausgedrückt: Stellen Sie den Satz um und stellen Sie sicher, dass Ihre Botschaft in der richtigen Reihenfolge rüberkommt. Wenn die Zeitlinie stimmt, d.h. dass die Ursache immer vor der Wirkung kommt, dann ist es möglich, selbst einen Satz mit 40 Wörtern so zu schreiben, dass der Zuhörer diesem folgen kann.
3. Vermeiden Sie verschwendeten Atem
Da wir gerade davon sprechen. Sätze mit 28 oder mehr Wörtern werden in der Regel nicht von Einzelpersonen verfasst. Sie benötigen mehr Leute, um das zu tun. Vermeiden Sie einen Diskussionsraum oder solche unkontrollierten Treffen, bei denen viele Leute eine Meinung äußern wollen und jeder abwechselnd beim Skript mitmischen möchte. Eine ‚medizinische Untersuchung‘ darf sich nicht sechs Korrekturen später in ‘eine sehr gründliche chirurgische Untersuchung, einschließlich einer zweiten Stellungnahme für junge Jugendliche, Erwachsene und ältere Patienten, alle Personen im Alter von 14-64 Jahren’ verwandelt haben. Alles, was Sie mit diesen Veränderungen erreichen, ist viel verschwendeter Atem. Das ist das einzige.
Ilona Lodewijckx von StoryMe beschreibt es so: “In der Schriftsprache ist es von Bedeutung, alles sehr klar und unmissverständlich zu beschreiben. Bei der gesprochenen Sprache spielen Kontext und geteiltes Wissen eine größere Rolle – es kann viel weniger unausgesprochen oder indirekt impliziert werden.’
4. Setzen Sie einen umformulierten Einzeiler ein
In seinem Programm Zondag met Lubach hat sich der Komiker Arjen Lubach darüber lustig gemacht, aber es hat eine große Auswirkung: der umformulierte Einzeiler (in Niederländisch ‚andersomliner‘). Es handelt sich um einen Trick, mit dem die NOS beinahe alle Nachrichten ankündigt. Zur Erregung Ihrer Aufmerksamkeit beginnt der Moderator sofort mit einer auffälligen Tatsache aus den Nachrichten. Lesen Sie mal eben mit:
Schriftsprache:
In der spanischen Region des Baskenlandes ist ein riesiger Waldbrand ausgebrochen, der nach Angaben der spanischen Behörden die Stadt San Sebastian bedroht.
Der umformulierte Einzeiler, welcher außerdem gesprochene Sprache ist:
Ein riesiger Waldbrand. Das ist es, was im spanischen Baskenland ausgebrochen ist. So groß, dass die Stadt San Sebastian davon bedroht wird. Heute versuchen Dutzende von Feuerwehrleuten, die Brände zu löschen.
Een enorme bosbrand. Dat is wat er in het Spaans Baskenland is uitgebroken. Zo groot zelfs dat de stad San Sebastian erdoor bedreigd wordt. Vandaag proberen tientallen brandweerlui de branden te blussen.
Also gut, übersetzen wir das mal in eine mögliche Werbung für eine App:
Schriftsprache:
Über unserer App finden Sie mehr als 300 Designer, die Ihnen ein professionelles Logo oder eine Corporate Identity zur Verfügung stellen können. Ganz gleich, ob Sie ein offenes, sachliches oder farbenfrohes Design suchen.
Aber in einer Werbekampagne?
Ein markantes Design. Ein farbenfrohes Design. Oder ein geschäftliches. Was auch immer. In unserer App finden Sie die passenden Designer für Ihr Logo oder Ihre Corporate Identity.
5. Bonustipp: laut vorlesen
Möchten Sie wissen, ob Ihr Skript gut ist? Stellen Sie sich vor, Sie wären ein Sprecher und lesen den Text laut vor. Fleur van Wijck von In60Seconds kann es nicht oft genug sagen. “Stolpern Sie über etwas? Verstehen Ihre Kollegen nicht ganz, was Sie sagen? Dann ist das noch kein schöner Text!”
Voicebooking.com bloggt zusammen mit Branchenexperten. Für diesen Blog vielen Dank an Floris Case Briels (Oxford House), Ilona Lodewijckx (StoryMe) und Fleur van Wijck (In60Seconds)
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