Es war einmal … da haben Unternehmen alle paar Jahre einen Kurzfilm gedreht. Ein sogenannter „Imagefilm“. In jedes dieser Projekte floss ein beträchtliches Budget: 20 bis 30 000 Euro waren normal. Für das gleiche Geld bekommen Sie heute einen ganzen YouTube-Kanal inklusive Inhalt.
Bei Filmen sollten Sie mit Ihrem Budget etwas vorsichtiger sein: So bucht heute niemand mehr einen Catering-Truck, aber auch weniger Drehorte, Sprecher, die im eigenen Studio aufnehmen und die Abmischung des Filmmaterials durch den Videoredakteur selbst drücken heutzutage die Kosten. Bei letzterem geht es jedoch oft schief.
Nehmen wir etwa dieses anderthalb minütige Webvideo als Beispiel. Die Erklärungen werden von einer Off-Stimme gesprochen, die Bilder mit Soundeffekten unterlegt und um die richtige Atmosphäre zu schaffen, wird eingängige und melodramatische Musik verwendet. Um eines klarzustellen: Die folgenden Tipps machen Sie noch nicht zu einem Tonregisseur, dafür braucht es schon einen richtigen Tontechniker, aber sie weisen Ihnen zumindest den Weg in die richtige Richtung.
Fehler Nr. 1: Dirty audio
Zuerst sollten Sie sich vergewissern, dass das Audiomaterial „gesäubert“ wurde. Erst dann können Sie mit der Abmischung beginnen. Das bedeutet, dass kleine „Klicks“ und Atemgeräusche aus der Audioaufnahme entfernt werden. Seien Sie dabei vorsichtig: Das Audiomaterial sollte nicht zu sehr gesäubert werden. Manche Atemgeräusche können der Aufnahme nämlich auch zugutekommen. Wenn der Sprecher etwa zu weit vom Mikrofon entfernt war, können Hintergrundgeräusche hörbar werden, wenn Sie die Atemgeräusche herausschneiden. Mit anderen Worten: Bei einem leichten Echo, das man nur bemerkt, wenn im Audiomaterial Stille erzeugt wird, ist es besser, die Lautstärke der Atmung zu reduzieren, als diese ganz herauszuschneiden. Es kann auch sein, dass man die Schnitte in Form eines „Klicks“ hört. Verwenden Sie in so einem Fall in jedem Audioabschnitt ein kleines Fade-In/Fade-Out.
Fehler Nr. 2: Was hat er gesagt?!
Egal, wie gut die Musik ist, an erster Stelle sollte immer die Vermittlung der Botschaft stehen. Es sollte keine Mühe bereiten, die Botschaft zu verstehen. Darum sollte die Musik nie zu laut sein. Ein praktischer Trick, um die Lautstärke zu bestimmen: Stellen Sie das Volumen Ihrer Lautsprecher so ein, dass die Aufnahme gerade noch hörbar ist. Erst dann hören Sie, ob die verschiedenen Audioebenen gut aufeinander abgestimmt sind und ob der Sprecher noch verständlich ist. Achten Sie auch auf die Lautstärke der Soundeffekte. Wenn ein tropfender Wasserhahn zu hören ist, sollte nicht der Eindruck einer Höhle entstehen, in der das Wasser von der Decke strömt.
Fehler Nr. 3: Schade um die gute Musik …
Haben Sie ein fantastisches, eingängiges Musikstück voller Drama und Emotionen gefunden? Haben Sie Fehler Nr. 2 beachtet und die Musik sehr leise eingestellt, sodass die Stimme gut hörbar bleibt? Leider läuft der Track jetzt nur im Hintergrund und klingt eher wie Fahrstuhlmusik aus den 80er-Jahren. Der Grund dafür ist, dass die Frequenz der Musik die Hörbarkeit der Stimme beeinträchtigt. Diese Frequenzen liegen in der Regel im Bereich von 1 bis 4 kHz. Es ist daher immer eine Frage der Feinabstimmung. Wenn Sie diese Frequenzen mit dem Equalizer sanft ausblenden, dann können Sie die Musik unter der Stimme lauter abmischen. Im folgenden Fragment haben wir den Effekt nachgeahmt. Im ersten Fragment hören Sie ein ungemischtes Audio-Sample und im zweiten Fragment das gleiche Sample, aber dann mit Equalizer.
Fehler Nr. 4: Übertreiben Sie es nicht
Die Anzahl der Audio-Plug-ins, die für die Abmischung von Audio zur Verfügung stehen, ist überwältigend. Wahrscheinlich möchten Sie sie, wie ein Kind im Süßwarengeschäft, am liebsten alle ausprobieren. Letzten Endes sollten die Plug-ins aber immer nur einem Zweck dienen: der Vermittlung der Botschaft. Sind Sie versucht, die Stimme mit einem etwas zu lauten Echo zu unterlegen? Schön und gut, doch Sie sind kein DJ bei einem Piratensender. Zwar kann eine Stimme mit ein bisschen Echo besser klingen und die Aufmerksamkeit auf sich ziehen, aber ein Plug-in ist nur dann wirklich gut eingestellt, wenn man es nicht bemerkt.
Fehler Nr. 5: Abmischung für schlechte Lautsprecher
Das kennen Sie sicher aus dem Radio und Fernsehen. Während der Werbepause müssen Sie die Lautstärke erneut regulieren, um die erste Werbung gut hören zu können. Nur um anschließend vom Sofa gefegt zu werden, wenn die zweite Werbung mit einem völlig anderen Geräuschpegel einsetzt. Viel zu oft werden Tonelemente einfach unter das Video gelegt (normalerweise zu leise). Wenn Sie etwas mehr Leidenschaft für den Beruf mitbringen und über einen guten Kopfhörer und gute Lautsprecher verfügen, hören Sie allerdings jedes Detail. Wenn Sie mit der Abmischung fertig sind, sollten Sie deshalb noch einmal alles über die schlechten Lautsprecher Ihres Laptops oder Ihres Smartphones anhören. Denn dort wird Ihr Video letztendlich angeschaut. Wahrscheinlich werden Sie dann noch ein paar kleine Änderungen vornehmen wollen. Viel Glück!
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